Starke Wurzeln und stabile Verdunstung halten Paprikapflanzen widerstandsfähig

Ary de Jong: „Wurzelprobleme lassen sich bei Paprika gut vermeiden“
Nachrichten
Gewächshausautomation
28 November 2024

Weltweit haben Paprikaproduzenten mit Kulturschäden durch Wurzelprobleme zu kämpfen. Nach Ansicht einiger Experten lassen sich diese Probleme jedoch vermeiden, wenn bei der Kulturführung andere Schwerpunkte gesetzt werden. Ary de Jong (HortiTech) und Antoni de Bruin (ACB Agro) plädieren dafür, frühzeitig in starke Wurzeln zu investieren und auf eine stabile Verdunstung zu achten. Ihre Empfehlung: Die Kultur nicht nur nach dem RTR (Licht-Temperatur-Verhältnis) steuern, sondern auch die Verdunstung und die Wasseraufnahme berücksichtigen. Wenn Wurzeln den Pflanzen nicht das liefern können, was diese benötigen, kann es schnell schief gehen.

Ob durch neue, aggressivere Schadpilze, eine strukturell bedingte hohe Pflanzenbelastung, oder suboptimale Klimabedingungen - Fakt ist, dass viele Paprikaproduzenten in den letzten Jahren in ihren Kulturen erhebliche Schäden durch Wurzelprobleme feststellen mussten, die sie vorher nicht kannten. Aktuelle Forschungen zu diesem Phänomen sind bisher noch zu keinen konkreten Erkenntnissen gelangt.

Die Wurzeln machen die Pflanze

„Es gibt verschiedene Erklärungen für die plötzliche Zunahme von Wurzelproblemen. Alle haben damit zu tun, dass die Pflanze unter Stress gerät und die Wahrscheinlichkeit eines Pilzbefalls steigt. Man kann die Geschichte aber auch umdrehen und dafür sorgen, dass die Pflanze widerstandsfähiger auf Stresssituationen reagiert. Für Pflanzen, die von Anfang an starke Wurzeln haben und nicht übermäßig belastet werden, gibt es keinen Grund, krank zu werden und vorzeitig auszufallen.“
So beschreibt Ary de Jong von HortiTech den Ausgangspunkt eines Praxisversuchs, der von Priva in seinem Betrieb unterstützt wird. Ziel des Versuchs ist eine widerstandsfähiger Paprikakultur auf Steinwolle, die auf einem ausbalancierten Wachstum und einer ausgewogenen Steuerung durch Plantonomy basiert. 

Die Fenster schrittweise öffnen und schließen

Von Pflanzen mit kräftigen, fein verzweigten Wurzeln kann man für den Rest der Kultur profitieren. Vor allem, wenn die Pflanzen mehr Feuchtigkeit und Nährstoffe für Verdunstung, Wachstum und Fruchtentwicklung benötigen. „Durch die Steuerung der Pflanzenaktivität und das Anpassen der Bewässerung an deren Wasserverbrauch (Verdunstung/Aufnahme) bleiben die Wurzeln gesund und die Pflanze ist leistungsfähiger“, erklärt De Jong. Es ist dann überhaupt kein Problem, wenn es bei einer bestimmten Lichtsumme ein Grad kühler ist, als man es vielleicht gerne hätte.“

Der erfahrene Produzent betont, wie wichtig es ist, Fenster und Schirme nur schrittweise zu öffnen und zu schließen. Dadurch werden abrupte Veränderungen im Feuchtigkeitshaushalt von Gewächshaus und Pflanze vermieden. Und die Pflanze hat genug Zeit, ihre Wasseraufnahme und Verdunstung an die veränderten Bedingungen anzupassen. Das Ergebnis ist eine Kultur, die gute Erträge erzielt und auch spät in der Saison noch gesund und vital ist, sogar in der Substratmatte. „Die Paprikaproduzenten, die uns besuchen, sind immer wieder beeindruckt von dem, was wir hier bisher erreicht haben“, erzählt De Jong zufrieden. 

Keine Wurzelprobleme

In der traditionellen Regelung ist das schrittweise Öffnen und Schließen von Fenstern und Schirmen nicht vorgesehen. Moderne, datenbasierte Steuerungsinstrumente wie Plantonomy machen dies jedoch möglich. Dies ist auch die Erfahrung von Antoni de Bruin aus Klazienaveen. Er produziert in zwei Gewächshäusern von je 3 ha die gelbe Paprikasorte Levente und ist auch als Kulturbegleiter tätig. 

„In einem der Gewächshäuser arbeite ich nun seit zwei Jahren mit Plantonomy und bin sehr zufrieden damit“, sagt er. „An diesem Standort sind noch nie Wurzelprobleme aufgetreten, vielleicht auch deshalb, weil ich traditionell sehr auf die Wurzeln und die Bewässerung achte und mein Bestes gebe, um Pflanzenstress zu vermeiden.“ 

Laut De Bruin ist das heute wichtiger denn je. „Moderne Sorten können einen hohen Ertrag liefern, aber das verlangt auch sehr viel von den Wurzeln. Wenn diese nicht das zuführen können, was der oberirdische Teil der Pflanze braucht, ist das Gleichgewicht gestört und es kann schnell schiefgehen. Sowohl oberhalb als auch in der Substratmatte.“

Bessere Ergebnisse

Im ersten Jahr, in dem er Plantonomy einsetzte, erzielte der Produzent eine Rekordernte – damals noch auf Steinwolle – wobei die Pflanzen bis zum Ende der Kultur vital blieben. In diesem Jahr hat er auf ein organisches Substrat gewechselt. „Damit gelingt es den Pflanzen noch besser, ein gesundes, fein verzweigtes Wurzelsystem zu entwickeln. Ich halte das für eine Voraussetzung, um weiterhin hohe Erträge zu erzielen. Im anderen Gewächshaus steuere ich noch traditionell mit Priva Connext. Das ist eine bewusste Entscheidung, denn so kann ich gut vergleichen und sehen, was funktioniert und was nicht.

Stabile Verdunstung

De Bruin geht davon aus, dass er in ein paar Jahren auch das andere Gewächshaus auf die neue Kulturführung umstellen wird. „Das wird strukturell bessere Ergebnisse bringen“, fasst er zusammen. „Genau wie Ary im Westland achte ich nicht unbedingt auf ein oder zwei Grad Abweichung von der Ideallinie. Eine stabile Verdunstung ist meiner Meinung nach wichtiger; außerdem wird die Temperatur durch das Programm automatisch schrittweise korrigiert. Darauf kann ich mich fast blind verlassen.“

Der Produzent unterstreicht seine Aussage, mit der Bemerkung, dass seine aktuelle Kultur noch besser Ergebnisse liefert als die des letzten Jahres. Und das trotz eines späteren Pflanztermins (Februar), aufgrund von kleinen Renovierungsarbeiten im Gewächshaus. „Ich bin selbst auch überrascht, weil ich im Vergleich zum letzten Jahr eher weniger als mehr Zeit in die Kultur investiere. Das zeigt, dass die Steuerung gut auf die Eventualitäten und Grenzen, die bei der Kultur auftreten, eingestellt ist.